Verbiss, Fege- und Schälschäden
Einfluss des Wildes auf den Wald

Wildtiere nutzen den Wald als Lebensraum. Durch ihre Lebensweise und die Nahrungsaufnahme nehmen sie in unterschiedlicher Weise Einfluss auf das Ökosystem Wald. Jede Wildart zeigt dabei artspezifische Verhaltensmuster, die sich unterschiedlich auf ihren Lebensraum auswirken. Bei angepassten Wilddichten stellt dies für die natürlich Entwicklung des Waldes kein Problem dar. Sind die Wilddichten jedoch zu hoch, kann es zu beträchtlichen Schäden und daraus resultierenden Nachteilen für Wald, Waldbesitzer/innen und Gesellschaft kommen.

Für Sie als Waldbesitzer sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Wildarten von Bedeutung, die unter dem Sammelbegriff „Schalenwild“ zusammengefasst werden. Zum Schalenwild gehören unter anderem Rehwild, Rotwild, Gamswild und Schwarzwild (Wildschweine). Nimmt der Einfluss dieser Tierarten auf den Wald aufgrund überhöhter Wilddichten stark zu, kann der Aufbau stabiler und strukturreicher Waldbestände gefährdet sein.

Formen von Wildschäden

Oberster Trieb eine Tanne ist abgebissenZoombild vorhanden

Verbissene Tannenspitze
(Foto: Tobias Bosch)

Die häufigsten Wildschäden entstehen durch Verbiss an jungen Pflanzen. Verbissschäden durch Schalenwild sind insbesondere dann nachteilig, wenn die Knospen junger Bäume geschädigt werden.

Aus den Knospen bilden die Bäume im Frühjahr die jeweils neuen Triebe aus. Ist dies aufgrund des Verbisses nicht möglich, wird die Pflanze geschwächt und in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Besonders gravierend ist es, wenn die Pflanze am sogenannten „Leittrieb“ (der höchsten Knospe) geschädigt wird. Sehr kleine Pflanzen können durch Verbiss sogar gänzlich absterben (sogenannter „Totverbiss“).
Geschädigter Stamm einer Fichte, teilweise fehlen Rinde und ÄsteZoombild vorhanden

Gefegte Fichte
(Foto: LWF)

Geweihtragendes Schalenwild kann bei jungen Pflanzen auch Fege- und Schlagschäden verursachen. Für das Abstreifen des Bastes (Haut über dem Geweih während seines Wachstums) und zur Reviermarkierung nutzen Reh- und Rotwild vor allem die jungen Bäume des Waldes.

Dies kann zu Verletzungen der Rinde und dem Abbrechen von Ästen führen. Wuchshemmungen, Fehlbildungen, Fäule und sogar Absterben sind als Folgen möglich.
Teilbild 1: Baumstamm mit abgekratzter Rinde; Teilbild 2: Wald, in dem mehrere Bäume lange schwarze Stellen mit fehlender Rinde aufweisenZoombild vorhanden

Schälschäden
(Foto: Gero Brehm/Franz Etschmann)

Sehr nachteilig für Waldbesitzer sind auch Schälschäden, die durch Rot-, Dam-, und Muffelwild verursacht werden. In diesem Fall wird die Rinde der Bäume zu Nahrungszwecken abgebissen oder abgerissen.

Die dabei entstehenden Wunden sind Angriffspunkte für Pilze und Fäulen, wodurch die Bäume geschwächt und entwertet werden.
Frischling wühlt im Boden (Foto: Jan Böhm)Zoombild vorhanden

Frischling
(Foto: Jan Böhm)

Wildschweine sind als Schädlingsvertilger und "Kultivatoren" für den Wald einerseits nützlich, können in Verjüngungen von Eiche und Buche aber auch zu Schäden führen. Gesäte Eicheln und Bucheckern werden ausgegraben und gefressen.

Flächen mit jungen Pflanzen werden aufgerissen (umgewühlt) und die Wurzeln der Bäumchen abgebissen. Eine Verjüngung kann dadurch unter Umständen komplett verloren gehen. Wirtschaftlich bedeutsame Schäden hinterlassen Wildschweine aber insbesondere in der Feldflur.

Folgen von Wildschäden

Weißtanne mit teilweise abgebissenen TriebenZoombild vorhanden

Durch Verbiss ist die Höhenentwicklung dieser Weißtanne gebremst
(Foto: J. Böhm)

Am Leittrieb verbissene Verjüngungspflanzen zeigen eine gebremste Höhenentwicklung und werden daher häufig von nicht verbissenen Bäumchen überwachsen. Dadurch kann es zu einer Entmischung der Verjüngung kommen. Besonders beliebt sind beim Schalenwild junge Tannen und Laubbäume wie Eiche, Ahorn und Esche.

Nicht selten werden diese Baumarten daher durch übermäßigen Verbiss der Knospen so stark in ihrer Entwicklung gebremst, dass sie gegenüber den weniger schmackhaften Fichten oder Kiefern zurückbleiben. Aus artenreichen Mischverjüngungen können so artenarme Nadelwälder mit all ihren Nachteilen entstehen.

Der Erhalt beziehungsweise die Wiederherstellung möglichst naturnaher, leistungsfähiger und stabiler Mischwälder kann dadurch gefährdet werden. Auch für das Wild selbst sind diese Prozesse nachteilig, da sich die Qualität des Lebensraums dadurch verschlechtert.
Zaun aus Drahtgeflecht im Wald, gestützt durch gekreuzte LattenZoombild vorhanden

Zäune kosten Zeit und Geld
(Foto: J. Böhm)

Wildschäden in Ihrem Wald sind nicht nur ärgerlich, sondern führen langfristig zu erheblichen, monetären Mehrbelastungen. Verjüngungen müssen Sie kostenintensiv nachbessern oder komplett erneuern. Qualitätsverluste durch Verbiss, Schäl- oder Fegeschäden senken die Preise beim Holzverkauf.

Schutzmaßnahmen gegen Wildschäden sind meist aufwendig und teuer. Entmischte Bestände zeichnen sich darüber hinaus häufig durch ein erhöhtes Betriebsrisiko, zum Beispiel Sturmschäden, aus.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförster/innen helfen bei Fragen zu Wildschäden im Wald und deren Folgen sowie zur Wildschadensverhütung gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können auch Sie schnell Ihren zuständigen Förster finden.  

Ihr Förster vor Ort

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