Tierische Erzeugung
Bayerischer Tierwohl-Preis 2022
Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vergibt im Jahr 2022 zum neunten Mal den "Bayerischen Tierwohl-Preis für landwirtschaftliche Nutztierhalter".
Prämiert werden technische beziehungsweise bauliche Lösungen oder Managementmaßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls in der bayerischen Landwirtschaft. Dabei stehen die Nachhaltigkeit, Praxisgerechtheit und Übertragbarkeit der vorgestellten Maßnahmen auf andere landwirtschaftliche Betriebe mit Nutztierhaltung im Vordergrund. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und kann auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden.
Der "Bayerische Tierwohl-Preis für landwirtschaftliche Nutztierhalter" ist ein wichtiger Baustein des Ministeriums in der Initiative für tiergerechte Haltungsbedingungen.
Die Preisträger 2022
Fotos von der Preisverleihung: Giulia Iannicelli/ StMELF Abdruck honorarfrei
Impressionen der Preisverleihung
Rindermastbetrieb Familie Leonbacher (Biohof Leonbacher)
Maßnahme: Der landwirtschaftliche Betrieb war viele Jahre ein reiner Ackerbau- und Grünlandbetrieb ohne Tiere. 2019 hat sich Familie Leonbacher entschieden, auf eine ökologische Bewirtschaftung umzustellen und in die Rindfleischerzeugung einzusteigen, damit u. a. eine möglichst geschlossene Kreislaufwirtschaft entsteht. Die regionale Erzeugung von hochwertigen Lebensmitteln spielte bei den Überlegungen ebenfalls eine Rolle. Bei der Planung und dem Bau des neuen Maststalles wurde besonders großer Wert auf die artgerechte Tierhaltung gelegt. Dies wurde u. a. durch die günstig geschaffenen Bedingungen im Stall, wie Einstreu, genügend Platz, Licht und die Möglichkeit des Weidegangs umgesetzt.
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Milchviehbetrieb Familie Grandl
Maßnahme: Der ursprünglich konventionelle landwirtschaftliche Betrieb befindet sich seit einem Jahr in der Umstellung zur biologischen Wirtschaftsweise. Der Betrieb legte insbesondere auf die Umsetzung des gesamtbetrieblich passenden Konzepts sehr großen Wert. Dabei beruht der Bau des neuen Stalles auch auf dem Grundgedanken eines geschlossenen Systems. Familie Grandl möchte u. a. alle ihrer Tiere selbst aufziehen und vermarkten, um den Tieren lange Transportwege oder Betriebswechsel zu ersparen. Ein Schlüssel des Erfolgs im gesamten Betrieb spielt dabei das großzügige Flächenangebot, der Auslauf bzw. Weidegang, erhöhter Liegekomfort, Licht und die sogenannte Ammenkuhhaltung. Die Kälber sind bei diesem Aufzuchtverfahren bis zu drei Monate bei einer sog. Amme und können eine enge Beziehung aufbauen.
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Milchviehbetrieb Familie Himmelstoß
Maßnahme: Umbau der ganzjährigen Anbindehaltung hin zum Laufstallsystem unter Teilnutzung des vorhandenen Altgebäudes. Im alten Anbindestall wurde der Fressbereich für knapp über 20 Kühe eingerichtet. Bei den Planungen spielten insbesondere die Überlegungen zur Verbesserung des Tierwohls und der Tiergesundheit, die Finanzierbarkeit, die Nutzung des Altgebäudes und die Arbeitsbelastung eine wesentliche Rolle. Durch den Bau wurde u. a. die Bewegungsfreiheit, die freie Platzwahl, das natürliche Herdenverhalten, die Außenklimaverhältnisse, der Liegekomfort, die Tiergesundheit und die Langlebigkeit verbessert. Sägespäne, Hackschnitzel und Getreidespelzen bilden einen weichen, trockenen und trittsicheren Bodenbelag. Zweimal täglich wird die Liegefläche mit dem Traktor und einem Grubber belüftet. Durch die so gewonnene Sauerstoffzufuhr kompostiert die Einstreu zusammen mit den Ausscheidungen der Kühe. Das Ammoniak wird gebunden. Diese Umbaulösung, weg von der ganzjährigen Anbindehaltung, zeigt anschaulich, dass auch Nebenerwerbsbetriebe bereit sind, die Tierhaltung fortzuführen und Investitionen zur Verbesserung des Tierwohls zu tätigen.
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Die Preisträger der vergangenen fünf Jahre
Die Preisträger 2021
Milchviehbetrieb Familie Hauser (Rotenbauer GbR)
Maßnahme: Der ursprünglich konventionelle landwirtschaftliche Betrieb wurde 2018 auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt. Der Betrieb, der insgesamt sehr großen Wert auf die artgerechte und wesensgemäße Tierhaltung legt, wurde insbesondere für die sog. muttergebundene Kälberaufzucht prämiert. Die Kälber sind bei dieser Aufzuchtform mindestens vier Wochen lang bei der eigenen Mutter und können somit eine enge Mutter-Kind-Beziehung aufbauen. Ab dem zweiten bis in den dritten Lebensmonat kommen die Kälber dann in den sog. Kälberkindergarten, in dem die Kälber langsam und schonend von der Mutter entwöhnt werden. Dadurch erreicht man ein artgemäßes natürliches Verhalten von Kuh und Kalb.
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Milchviehbetrieb Familie Kaindl (Kaindl GbR)
Maßnahme: Der Betrieb mit Kälber-, Jungviehaufzucht und Ochsenmast wurde insbesondere für seinen im Jahr 2019 errichteten Kälber-/Strohstall mit angrenzendem Weidezugang prämiert. Ein großflächiges Liege-, Licht- und Bewegungsangebot, der gute Luftaustausch, das hohe Raumluftvolumen und die daraus resultierende hohe Frischluftzirkulation sowie die großzügige, natürliche Belichtung, die eine angenehme Helligkeit mit sich bringt, bietet Vorteile für alle Gruppen hinsichtlich der Tiergesundheit. Die Tiere haben stets die Möglichkeit, die Weide zu nutzen. Durch die Gruppengestaltung in unterschiedlichen Altersgruppen (14 Tage bis 14 Wochen; 14 Wochen bis 12 Monate; ab 12 Monate), wird zudem der soziale Kontakt untereinander gefördert.
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Milchviehbetrieb Familie Stich (Stich-GbR)
Maßnahme: Der Betrieb wurde für eine einfache technische Lösung zur Reduktion des Hitzestresses der Tiere und den Erhalt der Futterqualität durch die Beschattung des Lichtfirstes prämiert. Der im Jahr 2017 errichtete Milchviehstall ist mit einem 2 Meter breitem Lichtfürst ausgestattet. Dieser spendet viel Luft und Licht und trägt damit zum Wohlbefinden von Tier und Mensch bei. Durch eine einfache Konstruktion werden die Nachteile, die der Lichtfirst mit sich bringt, wesentlich verbessert und es kann zudem auf aufwendig und energieraubende Belüftungstechnik verzichtet werden. Diese Maßnahme und die Reduzierung von Geräuschen und Lärm im Stall, trägt zusätzlich zur Verbesserung des Tierwohls bei.
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Bullenmastbetriebe der Familien Angstl und Nitsche (Tierwohlfleisch Angstl Nitsche GbR)
Maßnahme: Das Besondere des Zusammenschlusses der Betriebe Angstl und Nitsche ist der Mut und der Ideenreichtum, ihr besonders tiergerecht erzeugtes "Strohbullenfleisch" geschickt zu vermarkten. Dafür wurden sie von der Jury ausgezeichnet. Die Idee dahinter ist, den Verbrauchern wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass es Haltungssysteme in der Rindermast gibt, die effizient und tierwohlgerecht zugleich sind. Gemeinsam mit einem regionalen Metzger, einer der größten Kantinen in München, zwei regionalen Krankenhäusern, einem lokalen Lebensmitteleinzelhändler sowie verschiedenen Restaurants wurde ein Plan erarbeitet, der es ermöglicht, Fleisch aus tiergerechter Haltung auf den Teller zu bekommen und das für nur 10 Cent mehr pro Portion (200 g) als bisher. Von dieser Vermarktungsstrategie profitieren die Landwirte, die Endabnehmer und die Verbraucher. Somit ist Tierwohl über die ganze Wertschöpfungskette gesichert und bezahlbar.
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Die Preisträger 2020
Rindermastbetrieb Familie Pöschl
Maßnahme: Der neu erstellte Rindermaststall für 80 Kalbinnen ermöglicht mit seinen Dreiflächenbuchten (zwei Liegebereiche, ein Fressgang) jedem Tier ein sehr großzügiges Platzangebot. Die Tiere können entspannt ihr natürliches Verhalten ausleben.
Die zugekauften Rinder, die aus regionaler Mutterkuhhaltung stammen, fühlen sich im Stall mit viel Licht und Frischluft sehr wohl. Die Stroheinstreu, die extra zerkleinert und entstaubt wird, wird vollautomatisch eingestreut. Damit sind die Bewegungs- und Liegeflächen immer trittsicher und bequem gestaltet.
Die Vermarktung erfolgt über regionale Metzgereien und in der heimischen Gastronomie, die die schmackhaften Produkte über den Zusammenschluss "Landgenuss Bayerwald vom Pöschlhof" anbieten.
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Ferkelerzeugerbetrieb Konrad Loidl
Maßnahme: Im neugebauten Ferkelaufzuchtstall werden Ferkel in strukturierten Buchten mit je einem Ruhe-, Fress- und Auslaufbereich gehalten. Die Stroheinstreu im Liege- und Ruhebereich bietet Beschäftigungsmöglichkeit und Komfort für die Tiere. Die Bodentemperatur kann gesteuert werden, so dass je nach Jahreszeit Heizung oder Kühlung der Fläche möglich ist.
Der etwas höher gelegte Fressbereich ist auch mit einer anderer Bodengestaltung bewusst von der Liegefläche abgegrenzt.
Im überdachten Auslaufbereich wird den Tieren Außenklimareiz geboten. Das trägt zur Gesundheit der Tiere bei. Durch diese Strukturierung wird das natürliche Verhalten des separaten Abkotens der reinlichen Tiere gefördert, so dass der innenliegende Liege- und Fressbereich weitgehend trocken und sauber bleibt.
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Milchviehbetrieb Christa Schillinger
Maßnahme: Umbau der Anbindehaltung hin zum Laufstallsystem unter Nutzung der vorhandenen Altgebäude.
Im alten Anbindestall wurde der Fressbereich für 40 Kühe eingerichtet. Die angelegten Außenlaufflächen mit separaten Außenliegebuchten zwischen dem Fressbereich und der Liegehalle ermöglichen vollen Außenklimareiz für die Tiere.
Für Sauberkeit im Fressbereich und Außenlaufhof sorgt der Saugroboter, der zeitgesteuert selbständig die Flächen räumt und absaugt.
Die alte Scheune von 1928 wurde zur Liegehalle ohne Abtrennungen im Kompostierungssystem umgenutzt. Hobelspäne und Sägemehl als Einstreumaterial bilden einen weichen, trockenen und trittsicheren Bodenbelag. Die Tiere haben völlig freie Wahl des Liegeortes und ihrer Liegehaltung und mit 10 qm je Tier viel Platz.
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Tierwohlpreis 2019
Milchviehbetrieb Familie Grubmüller
Maßnahme: Milchkuhhaltung mit ökologischer Bewirtschaftung im Kompostierungsstall, Hackschnitzel mit unterschiedlicher Winter- und Sommersiebung als Einstreumaterial, 10 qm/Tier großzügiges Platzangebot im Liegebereich mit weichem, trockenem und trittsicherem Bodenbelag ohne Einzeltierabtrennungen. Jungviehaufzucht ebenfalls in einem Kompostierungsstall, alle Rinder des Betriebes haben durchgängig ein gewohntes gutes Haltungssystem. Kontinuierliche Optimierungsmaßnahmen zum Management im Einstreusystem.
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Milchviehbetrieb Familie Mayr
Maßnahme: Milchkuhhaltung im Kompostierungsstall, Hobelspäne und Sägemehl als Einstreumaterial mit Vornutzung im Trockensteherbereich. Weicher, trockener und trittsicherer Bodenbelag ohne Einzeltierabtrennungen ermöglicht den Tieren eine völlig freie Wahl des Liegeortes und der Liegehaltung. Sehr großzügiges Angebot mit 15 qm/Tier im Liegeflächenbereich, beständige Anpassung und Verbesserung des Einstreumanagements.
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Mastschweinebetrieb Familie Naß
Maßnahme: Vier Einzelstallungen á 250 Tiere mit je 16 Buchten, strukturiertes Buchtenangebot mit drei Zonen, variabel verstellbarer Liegebereich mit Stroheinstreu. Die nicht überdachte Aktivitäts- und Auslauffläche wird mit einem Oberflurentmistungsschieber und eigenentwickelter Zeitsteuerung mehrfach täglich gereinigt. Wassersprühanlage mit Zeitsteuerung zur Temperaturregelung der Tiere im Sommer.
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Tierwohlpreis 2018
Milchviehbetrieb Familie Schwimmer
Maßnahme: Gesamtmanagement der Kälberhaltung, Einzelbuchten für tierindividuelle Betreuung, die einfach zu Zweier- oder Kleingruppenbuchten umgestaltet werden können sowie Steuerung der Lüftung durch findige Kombination aus Schlauchlüftung und großen Öffnungen im Stall. Großzügiges Platzangebot in den weiteren Aufzuchtphasen.
Öko-Mastschweinebetrieb Familie Kloning
Maßnahme: Mehrflächenbuchtenangebot für die Ökomastschweine mit an die Größe der Tiere variabel anpassungsfähigem stroheingestreutem Ruhebereich. Die eingestreute überdachte Außenklimabucht wird ergänzt durch eine freie Auslauffläche, in der eine wassergefüllte Suhle für Abkühlung und Wohlbefinden der Tiere sorgt.
Tierwohlpreis 2017 für Öko-Zuchtsauenbetrieb Zinner GbR
Tierwohlpreis 2016
1. Platz - Legehennenbetrieb Familie Zehetbauer
Maßnahme: Eigene Junghennenaufzucht mit gut dimensioniertem Wintergarten und einer, dem Legehennenstall ähnlichen Aufstallung. Junghennentransport im selbsterdachten und selbsterbauten Transportfahrzeug. Wechselauslauf gegen "Hühnermüdigkeit" des Bodens. Großzügige Staub- und Sandbäder.
2. Platz - Pensionspferdebetrieb Familie Brunner
Maßnahme: 5 Sterne – Offenstallbetrieb, eine Umbaumaßnahme mit gut durchdachtem Ruheraum und hervorragendem Wege- und Weidesystem. Unterschiedliche Einstreu im Ruheraum und unterschiedliche Wegebeläge.
2. Platz - Milchviehbetrieb Familie Spötzl
Maßnahme: Schlauchbelüftung im neuen Kälberstall. Damit trockenere Luft, trockenere Einstreu und somit geringere Keimzahlen. Dadurch verringert sich der Antibiotikaeinsatz und führt zu vitaleren, besser wachsenden Tieren.