Baumarten-Steckbrief
Weißtanne (Abies alba)

Weißtannen-SamenplantageZoombild vorhanden

© Tobias Hase

Die Weißtanne, kurz Tanne, ist in vielen Waldgesellschaften als Mischbaumart vertreten. Sie ist in den letzten 200 Jahren stark zurückgegangen.

Anstelle der Tanne wurde die Fichte großflächig angepflanzt. Auf geeigneten Standorten kann die Tanne als Mischbaumart eine risikoarme Alternative zur anfälligeren Fichte sein. Im Bereich der Holzverwendung ist sie der Fichte gleichwertig. Die Tanne benötigt jedoch eine andere waldbauliche Behandlung.

Zuordnung: Heimisch

Verbreitung: Ost- und Mitteleuropa

Standort: Gute Wasserversorgung

Lichtanspruch: Extrem Schattenertragend

Verwendung: Bauholz, Möbel

Blick am Stamm entlang in die Tannenkrone

© Tobias Hase

Tannenkeimling sprießt durch ein Polster aus Moos

© Florian Stahl

Alte Weißtanne mit schmaler Krone im Mischwald

© Gero Brehm

Tannenvoranbau unter Fichtenaltbestand

© Gero Brehm

Tannenzweig mit Nadeln

© Michael Friedel

Standortansprüche und besondere Merkmale

Bei guter Wasserversorgung spielt die Nährstoffversorgung über den Boden keine große Rolle. Dann ist die Tanne in der Lage auf jedem Boden gut zu wachsen. Die Weißtanne zählt zu den Schattbaumarten, was sich vor allem in ihrer Jugend zeigt. Sie kann mehrere Jahre im Schatten anderer Bäume wachsen um dann bei günstigen Lichtverhältnissen mit deutlichem Wachstum zu reagieren. Sie wird sehr alt und kann mit 150 Jahren Höhen bis zu 40 m erreichen.
  • kann in Jugend lange extremen Schatten ertragen
  • Altbäume werfen viel Schatten
  • gute gleichmäßige Wasserversorgung übers Jahr notwendig
  • keine extrem trockenen oder ganzjährig staunassen Böden
  • nährstoffarm bis nährstoffreiche Böden
  • kann dichte, tonige Böden durchwurzeln
  • am besten auf nährstoffreichen, frischen und humosen Böden
  • keine monatelangen Trockenphasen im Sommer
  • kein trocken-warmes Klima
  • kühles feuchtes sommerwarmes Klima
  • in der Jugend keine Spätfröste

Klimaeignung für Bayern

Beinahe die ganze Klimaregion Bayerns ist heute geeignet für die Weißtanne. Mit zunehmenden Temperaturen wird sich dies ändern. Die warmen-trockenen Regionen Bayerns wie Unter- und Mittelfranken sind dann nicht mehr geeignet. Gleiches gilt für die in Zukunft zu warmen Bereiche im Voralpenland.
Klimahülle der Weißtanne

Vorkommen der Weißtanne heute als dunkelgrüne Fläche und mit dem Klima von heute und in der Zukunft bei wahlweise 1,8 und 3,2 Grad Erwärmung schematisch dargestellt.

Die Klimahüllen zeigen immer annähernd das maximale Verbreitungsgebiet der Baumarten, welches aus einem europäischen Datensatz berechnet wurde. An den Grenzen des Bereichs sind die Baumarten sehr anfällig, deshalb sollte vom Verbreitungsrand immer Abstand gehalten werden.

Baumartenwahl in der Zukunft
Erfahren Sie, welche Baumarten sich künftig für den Anbau in Ihrer Region eignen. Dazu haben wir heimische, seltene und alternative Baumarten hinsichtlich ihres Anbaurisikos im Klimawandel eingewertet. Die Ergebnisse wurden auf Basis regionaler Einheiten, den forstlichen Wuchsbezirken in Bayern, zusammengefasst.

Waldbauliche Behandlung

Die Weißtanne ist eine Schattbaumart und erträgt Lichtmangel länger als andere Baumarten. Um jedoch zügig und vital aufwachsen und Zapfen und Samen bilden zu können, benötigt auch sie irgendwann mindestens lichten Halbschatten oder volle Sonne. Es hat sich daher bewährt, die Weißtanne unter den aufgelichteten Schirm eines Altbestandes zu pflanzen oder zu säen. So ist sie zunächst einige Jahre unter dem Kronendach vor Frühjahrsfrösten und übermäßigem Unkrautwuchs geschützt. Ist der letztjährige Höhentrieb kürzer als die Seitentriebe, deutet dies auf Lichtmangel hin. Zu diesem Zeitpunkt sollte der beschattende Altbaumschirm weiter aufgelichtet (durchforstet) werden. Aber auch ohne schützenden Altholzschirm kann man Tannen pflanzen. Man sollte dazu bevorzugt Pflanzplätze unter dem Kronenschirm von Pionierbaumarten (z. B. Birken und Erlen) oder in Hanglagen wählen, wo die Kaltluft abfließen kann.

Weißtannen werten viele Waldbestände wirtschaftlich, ökologisch und ästhetisch auf, weshalb sie konsequent begünstigt werden sollten. Dazu wählt man die 100 - 150 besten Bäume je Hektar aus (Baumabstand 8 - 10 Meter) und entnimmt bedrängende Nachbarbäume. Sobald sich der Kronenfreiraum wieder schließt und die Länge der grünen Krone auf unter 50 % der Baumhöhe abzusinken droht, steht die nächste Durchforstung an. Dies kann bereits nach 3 - 5 Jahren der Fall sein.

Je nach örtlicher Situation wird ein Schutz der jungen Pflanzen gegen Wildverbiss notwendig.

Verwendungsmöglichkeiten

Das Holz der Weißtanne ist als Besonderheit absolut harzfrei und dunkelt wenig nach. Es eignet sich daher gut für den Innenausbau und ebenso wie das Holz der Fichte als Bau- und Konstruktionsholz.

Waldschutz - Gefahren für die Weißtanne

Bei zu hohen Reh-, Rot- und Gamswildbeständen werden junge Tannen bevorzugt durch Verbiss geschädigt. Der Befall von Weißtanne mit Stamm- oder Triebläusen kann gefährlich werden. Kommt noch ein Pilzbefall hinzu führt das zum Absterben der befallenen Tannen. Auch eine Zunahme der halbparasitischen Tannenmistel an Alttannen wird beobachtet. Sie führt zu einer Vitalitätsschwäche in deren Folge es zu Schäden durch rindenbrütende Borkenkäferarten kommen kann.

Artenvielfalt

Alte Tannen bieten Lebensraum für zahlreiche Höhlen- und Totholzbewohner. Durch ihre lange Lebensdauer ist sie anderen Nadelholzarten hier gegenüber im Vorteil. Für Vogelartgemeinschaften, die auf einen Nadelholzanteil angewiesen sind, kann die Weißtanne in Mischbeständen ein geeignetes Habitat schaffen.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin finden. 

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