Baumarten-Steckbrief
Stieleiche (Quercus robur)

Stieleichenkrone mit Raureif im WinterZoombild vorhanden

© Gero Brehm

Stiel- und Traubeneichen sind nach der Rotbuche die zweithäufigste Laubholzart in Bayern.

Die Stieleiche ist in Bayern weniger verbreitet als die Taubeneiche. Sie ist in der waldbaulichen Behandlung mit der Traubeneiche vergleichbar, hat aber unterschiedliche Ansprüche an den Bodenwasserhaushalt. Beide Eichenarten haben einen hohen Stellenwert für die Ökologie der Wälder und eine große Bedeutung in der Forstwirtschaft. Die Gefährdung durch Insektenfraß sollte bei der Bewirtschaftung immer berücksichtigt werden.

Zuordnung: Heimisch

Verbreitung: Europa

Standort: Anspruchslos

Lichtanspruch: Hoch

Verwendung: Möbel, Innenausbau, Furnier

Stieleichenbestand im Herbst

© Gero Brehm

Laubloser Stieleichenbestand

© Gero Brehm

Naturverjüngung aus Eiche

© Klaus Schreiber

Starke Stieleiche in einem Buchen-Eichen-Wald

© Gero Brehm

Eicheln und Laub der Stieleiche

© Philipp Gilbert

Standortansprüche und besondere Merkmale

Die robuste Stieleiche ist häufig auf schwierigen Waldstandorten zu finden. Man sprach in diesem Zusammenhang früher oft von sogenannten "Eichen-Zwangsstandorten". Damit bezeichnete man in der Regel Böden mit tonigen Stauschichten, wechselndem Wasser- und Trockenstress sowie schlechter Durchlüftung und Durchwurzelbarkeit. Solche Böden können nur von intensiv wurzelnden, ausdauernden Bäumen besiedelt werden.
  • Lichtbaumart
  • Braucht in der Jugend mehr Licht als Traubeneiche zum Wachsen
  • fällt bei zu wenig Licht schnell gegenüber anderen Baumarten wie Rotbuche zurück (gilt bereits in der Jugend)
  • geeignet für extrem nasse und extrem trockene Standorte
  • geeignet auf nassen und wechselfeuchten Standorten
  • beteiligt an der Trockengrenze des Waldes
  • nährstoffarme bis nährstoffreiche Böden
  • geeignet für sehr steinige trockene Böden
  • geeignet für dichte tonige Böden
  • eher an kontinentales Klima angepasst
  • trocken-warme Sommer
  • erträgt tiefere Wintertemperaturen als Traubeneiche
  • etwas höhere Spätfrostresistenz als Traubeneiche
  • wichtige Mischbaumart im Klimawandel

Klimaeignung für Bayern

In Bayern bevorzugt die Stieleiche wintermildes, sommerfeuchtes bis sommertrockenes Klima ähnlich dem der Traubeneiche. Bayern liegt heute schon zum Großteil im Verbreitungsspektrum der Art und die klimatischen Bedingungen werden sich bei einer Klimaerwärmung verbessern.
Klimahülle der Stieleiche

Vorkommen der Stieleiche heute als dunkelgrüne Fläche und mit dem Klima von heute und in der Zukunft bei wahlweise 1,8 und 3,2 Grad Erwärmung schematisch dargestellt.

Die Klimahüllen zeigen immer annähernd das maximale Verbreitungsgebiet der Baumarten, welches aus einem europäischen Datensatz berechnet wurde. An den Grenzen des Bereichs sind die Baumarten sehr anfällig, deshalb sollte vom Verbreitungsrand immer Abstand gehalten werden.

Baumartenwahl in der Zukunft
Erfahren Sie, welche Baumarten sich künftig für den Anbau in Ihrer Region eignen. Dazu haben wir heimische, seltene und alternative Baumarten hinsichtlich ihres Anbaurisikos im Klimawandel eingewertet. Die Ergebnisse wurden auf Basis regionaler Einheiten, den forstlichen Wuchsbezirken in Bayern, zusammengefasst.

Waldbauliche Behandlung

Die Stieleiche ist eine weit verbreitete Baumart. Nicht nur im Wald, auch in Feldgehölzen und an Waldrändern finden sich alte Stieleichen mit weit ausladenden Kronen. Hier bedienen sich Eichelhäher an den Eicheln und vertragen diese weiträumig. Aus diesem grund keimen vielerorts Jungeichen, sofern nicht Verbiss durch einen stark überhöhten Wildbestand es verhindert. Jungeichen sollten gegen übermäßigen Wildverbiss geschützt und von beschattenden Nachbarbäumen befreit werden.

Egal ob natürlich angesamt oder gepflanzt: Die Stieleiche benötigt viel Licht. Dazu werden 100 - 150 Eichen je Hektar zunächst moderat, etwa ab Alter 25 aber deutlich markanter von bedrängenden Nachbarbäumen befreit. So können ungehindertes Kronen- und Stammwachstum einsetzen und in überschaubarer Zeit dicke, wertvolle Eichenstämme heranwachsen.

Sobald sich der Kronenfreiraum wieder zu schließen beginnt und das Kronenwachstum behindert wird, steht die nächste Durchforstung zugunsten der besten 50 - 100 Wunschbäume an (Baumabstand ca. 10 - 15 Meter). Dies kann bereits nach 3 - 5 Jahren der Fall sein.

Auch die nächste Eichengeneration braucht wieder sehr viel Licht. Unter Umständen ist es nötig, das Kronendach der Altbäume auf 0,1 – 0,5 Hektar Fläche zu öffnen, damit für den Nachwuchs genug Licht den Boden erreicht.

Mischung

Als Nebenbestand eignen sich Winterlinde, Hainbuche und bei sehr gewissenhafter Pflege auch die wuchskräftige Rotbuche. Diese können als Schattbaumarten im Unterstand lange überleben und den unteren Stammbereich der Eichen beschatten. Durch diese Stammbeschattung wird die Entwicklung von wertmindernden Wasserreiser-Ästchen unterdrückt. Sobald die Schattbaumarten den Eichen allerdings von unten in die Krone einwachsen, sollten sie entnommen werden.

Verwendungsmöglichkeiten

Das Holz der Stieleiche wird für Möbel, Treppen, Parkett, Konstruktionsholz und Fässer verwendet. Aufgrund der hohen Witterungsbeständigkeit und der Dauerhaftigkeit im Wasser wird es auch für den Schiff-, Maschinen- und Fahrzeugbau genutzt. Geringere Qualitäten fließen in die Faser- und Spanplattenproduktion. Qualitativ hochwertige Stämme mit einem engen Jahrringwachstum sind in der Furnierindustrie stark nachgefragt und erzielen dort regelmäßig sehr gute Preise.

Waldschutz - Gefahren für die Stieleiche

Schäden an der Stieleiche treten oft als Kombination und Summe mehrerer Schadeinflüsse auf. Schadorganismen wie Pilze oder Insekten können der Eiche stark zusetzen. Regelmäßig treten verschiedene blattfressende Schmetterlingsraupen als die sogenannte "Eichenfraßgesellschaft" auf. Dazu gehören u. a. Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner und Eichenwickler. Die Stileichen können den frühen Blattverlust durch einen zweiten Austrieb (den sogenannten Johannistrieb) meist ausgleichen. Dieser kann durch Mehltaubefall geschwächt werden. Der Eichenprozessionsspinner profitiert vom Klimawandel und konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten sein Verbreitungsgebiet vergrößern. Die Brennhaare der Raupen sind gefährlich für Mensch und Tier.
Ein weiterer Eichenschädling tritt vor allem dann vermehrt auf, wenn Eichenbestände stark verlichtet sind oder eingeschlagenes Eichenholz zu lange im Wald liegen bleibt: Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer.

Artenvielfalt

Die Stieleiche bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum und spielt eine wichtige Rolle im Waldökosystem. Alte Eichen bieten Lebensraum für Höhlen- und Totholzbewohner. Durch die lichte Krone lässt die Stieleiche das Aufkommen einer artenreichen Kraut- und Strauchvegetation am Boden zu. Sowohl Kleinsäugern als auch Schalenwild dienen die Eicheln als wichtige Nahrung. Viele Pilzarten sind auf die Stieleiche spezialisiert.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin finden. 

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