Baumarten-Steckbrief
Waldkiefer (Pinus sylvestris)

Rissige Rinde der WaldkieferZoombild vorhanden

© Gregor Schießl

Die Waldkiefer ist eine Pionierbaumart. Sie besiedelt als eine der ersten Baumarten waldfreie Flächen und extreme Standorte.

Sie wächst auf fast allen Böden und in fast allen klimatischen Lagen in Bayern. Reinbestände, wie sie heutzutage oft vorkommen, sind meist instabil und anfällig gegenüber Schadereignissen und müssen zu Mischwäldern umgebaut werden. Die Waldkiefer zählt zu den wichtigsten Wirtschaftsbaumarten in Bayern, denn ihr Holz vielseitig verwendbar.

Zuordnung: Heimisch

Verbreitung: Nordosteuropa, Russland

Standort: Anspruchslos

Lichtanspruch: Hoch

Verwendung: Bauholz, Möbel, Paletten

Flechten-Kiefernwald mit Rentierflechten am Waldboden

© Dr. Matthias Jantsch

Junge Kiefer aus Naturverjüngung

© Michael Friedel

Lichter Schneeheide-Kiefernwald an einem felsigen Steilhang

© Boris Mittermeier

Mattwüchsiger Kiefernwald auf einer Sanddüne

© Klaus Schreiber

Zweig mit Nadeln der Waldkiefer

© Jan Böhm

Standortansprüche und besondere Merkmale

Die Waldkiefer hat minimale Ansprüche an den Standort und ist sehr anpassungsfähig. Sie ist in der Lage sowohl Wasserüberschuss als auch Wassermangel zu ertragen. Die Kiefer gehört aufgrund ihrer Pfahlwurzel zu den sehr standfesten Baumarten. Sie kommt auch mit extremen Bodenverhältnissen zurecht. Sie ist in der Lage Kippen, Dünen, Rohböden und degradierte Böden zu besiedeln.
  • braucht viel Licht zum Wachsen
  • unter dem Schatten anderer Bäume chancenlos
  • von trocken bis nass auf fast allen Standorten zu finden
  • sehr nassen Moore und stark überflutete Standorte ungeeignet
  • kommt an Trockengrenze und Nässegrenze des Waldes vor
  • Arme, saure bis mäßig nährstoffreiche Böden
  • keine sehr nährstoffreichen Böden
  • besiedelt mit Hilfe von Bodenpilzen extrem arme Standorte
  • für verdichtete tonige Böden geeignet
  • sehr gut angepasst an Frost, Trockenheit und Wärme
  • kann Waldbrände überstehen
  • verträgt keine Hitzerperioden

Klimaeignung für Bayern

Die Kiefer hat ein großes Verbreitungsgebiet bevorzugt aber kontinental geprägte kalte Klimaregionen. Das bayerische Klima deckt sich derzeit mit dem Vorkommensbereich der Waldkiefer. In warm-trockenen Gebieten werden aber bereits heute Hitzeschäden nach Extremjahren beobachtet, die zu schwerwiegendem Schädlingsbefall und Krankheiten führen. Sie eignet sich zukünftig nur noch für die kühleren Regionen Bayerns.
Klimahülle der Waldkiefer

Vorkommen der Waldkiefer heute als dunkelgrüne Fläche und mit dem Klima von heute und in der Zukunft bei wahlweise 1,8 und 3,2 Grad Erwärmung schematisch dargestellt.

Die Klimahüllen zeigen immer annähernd das maximale Verbreitungsgebiet der Baumarten, welches aus einem europäischen Datensatz berechnet wurde. An den Grenzen des Bereichs sind die Baumarten sehr anfällig, deshalb sollte vom Verbreitungsrand immer Abstand gehalten werden.

Baumartenwahl in der Zukunft
Erfahren Sie, welche Baumarten sich künftig für den Anbau in Ihrer Region eignen. Dazu haben wir heimische, seltene und alternative Baumarten hinsichtlich ihres Anbaurisikos im Klimawandel eingewertet. Die Ergebnisse wurden auf Basis regionaler Einheiten, den forstlichen Wuchsbezirken in Bayern, zusammengefasst.

Waldbauliche Behandlung

Die Waldkiefer ist eine sehr lichtbedürftige, robuste und anspruchslose Baumart. Sie sollte nur in gemischten Beständen aus mehreren Baumarten bewirtschaftet werden. Dazu werden in jedem Bestandsalter entsprechend der Mischungsziele 100 - 150 Einzelbäume (Kiefern oder Mischbaumarten) ausgesucht sowie anfangs moderat und später - etwa ab Alter 20 - deutlich beherzter von bedrängenden Nachbarbäumen befreit. So können sich die Kronen der Wunschbäume ungehindert zur Seite und nach oben hin entwickeln. Sobald sich der Kronenfreiraum wieder zu schließen beginnt und das Kronenwachstum behindert wird, steht die nächste Durchforstung zugunsten der 100 - 150 Wunschbäume an (Baumabstand etwa 8 - 10 Meter). Dies kann bereits nach 3 - 5 Jahren der Fall sein.

Die Kiefer gilt als Rohbodenkeimer. Auf dicken Humusdecken und im Grasfilz können ihre Sämlinge kaum gedeihen. Entfernt man auf Teilflächen die organische Auflage, bis der darunterliegende Mineralboden freiliegt, so kann sich von alleine Kiefernnachwuchs einstellen.

Verwendungsmöglichkeiten

Die Waldkiefer wird vor allem im Bau- und Konstruktionssektor und als Ausstattungsholz verwendet. Sie ist ein beliebter Grundstoff für Vollholzmöbel, Decken und Fußböden. Weitere Verwendungsbereiche sind Paletten, Haus- und Küchengeräte, Papier- und Zellstoff sowie Spanplatten.

Waldschutz - Gefahren für die Waldkiefer

Die Waldkiefer wird im Zuge des Klimawandels zunehmend anfälliger für Krankheitserreger. In den flächigen Kiefernforsten Bayerns sind v. a. die Raupen verschiedener Schmetterlinge wie Kieferneule und Kiefernspanner Primärschädlinge.
Die Kiefernmistel besiedelt zunehmend die Waldkiefer. Bei hohem Vorkommen entzieht sie dem Baum Wasser und Nährsalze und führt zu erhöhtem Trockenstress in Dürrephasen.
Das Trockenjahr 2015 hat zu einem neuartigen Kiefernsterben geführt. Dabei wird eine Kombination aus verschiedenen Faktoren wie Hitze- und Trockenschäden in Zusammenhang mit dem Befall durch einen Nadelpilz vermutet.

Artenvielfalt

Als Baumart der Extremstandorte ist die Waldkiefer häufig in gesetzlich geschützten Biotopen zu finden. In den lichten und sonnenreichen Wäldern finden sich viele wärmeliebende Arten. Dazu zählen 120 Käfer- und 42 Schmetterlingsarten. 17 davon ernähren sich ausschließlich von der Kiefer. Charakteristische Kiefernwaldvertreter unter den Vogelarten sind Ziegenmelker, Heidelerche und Baumpieper. Auch aus dem Pilzreich gibt es spezialisierte Arten, z. B. den Kiefernfeuerschwamm.

Weitere Informationen

Zeichnung eines bayerischen Forstbeamten (Grafik: N. Maushake)
Unser Tipp:

Fragen kostet nichts! Unsere Beratungsförsterinnen und -förster helfen bei Fragen zu Ihrem Wald gerne weiter. Mit unserem praktischen Försterfinder können Sie schnell Ihren zuständigen Förster oder Ihre Försterin finden. 

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